Das ist für mich schon ein sehr großes Thema, weil ich irgendwie glaube, das wir alle uns sehr viel bewusster darauf einlassen sollten, den Erfolg zu kreieren, den wir uns für unser Leben wünschen.

Erfolg ist also eindeutig etwas, das ich gerne haben möchte und für das es viele unterschiedliche Definitionen gibt. Auch ich hatte meine sehr klare Definition von Erfolg. Doch sie war, wie ich heute denke, ein wenig zu eindimensional und lautete ganz einfach:

“Erfolg ist, wenn man etwas hinbekommt, dass man sich vorgenommen hat.”

Das ist mit Sicherheit eine mögliche Definition von Erfolg. Denn sie stimmt ja auch. Wenn z.B. jemand einen wichtigen Wettkampf gewonnen hat, dann ist das ein Erfolg. Oder wenn jemand eine Krankheit überwindet, dann ist das ein Erfolg. Oder wenn jemand ein wichtiges Umsatzziel erreicht hat, dann ist das ebenfalls ein Erfolg.

Erfolg hatte ich also als etwas definiert, das mit dem erfolgreichen Abschluss einer Handlung, Tätigkeit, Projekts oder Ziels zu tun hat. Wenn eine Leistung, zum Beispiel auf Grund von Arbeit, Anstrengung, Tun, Können oder Wissen, erbracht wurde.

Doch ich merkte irgendwann, dass es sicherlich eine sehr klare und durchaus hilfreich Erklärung war, aber für mich irgendwann nicht mehr ausreichte. Denn es gelang mir Leistung zu erbringen, wichtige Ziele zu erreichen, Geld zu verdienen und gleichzeitig empfand ich es oftmals gar nicht mehr so sehr als einen Erfolg.

Meine 3 Dimensionen von Erfolg

Ich entschied mich also meine Erfolgsdefinition weiter auszubauen. Ich machte sie zuerst zweidimensional. Erfolg hat auch weiterhin mit dem Erreichen von etwas zu tun (die erste Dimension). Doch nun habe ich noch das Wohlfühlen (das ist die zweite Dimension) hinzugefügt.

Wohlfühlen mit mir selbst (wer ich als Mensch bin: was ich tue, was ich bereits habe und besitze) und ein Wohlfühlen mit dem Prozess einen Erfolg zu kreieren (ein Ziel erfolgreich zu erreichen).

Ich empfinde heute gute Beziehungen zu anderen Menschen, weil ich dabei ein hohes Wohlbefinden wahrnehme, ebenfalls als einen Erfolg. Erfolg ist für mich auch wenn Menschen einen lieben, zu einem stehen und einen unterstützen. Ich empfinde auch alle Tätigkeiten, die einem Spaß und Freude bringen als einen Erfolg. Ich empfinde auch einen gesunden Lebensstil – wenn man sich dabei sehr wohl fühlt – als einen Erfolg.

Ja, etwas zu tun, was einem Freude und Spaß bereitet (sich dabei wohl fühlt und damit zufrieden ist), das ist für mich auf Erfolg. Völlig unabhängig davon, ob man damit z.B. wirtschaftlich/material erfolgreich ist oder nicht. Ob man ein Ziel erreicht oder nicht. Auch das ist für mich Erfolg. Aber eben auf einer anderen Ebene.

Doch ich habe für mich noch eine dritte Dimension entdeckt: Sinn, Bedeutung und Mehrwert für mich und andere. Ich möchte auch gerne für mich erleben, dass ich nicht nur Ziele erreiche und mich dabei wohl fühle, sondern das diese Dinge die ich tue, auch irgendwie für mich und andere einen Sinn haben und bedeutungsvoll ist.

Es hat irgendwie viel mit Vorbild, Sinnhaftigkeit, Moral und Ethik zu tun. Auch wenn ich jetzt ein wenig Gefahr laufe, abzuheben, so möchte ich doch ehrlich anerkennen, dass diese dritte Dimension meiner Erfolgsdefinition erst in den letzten 10 Jahren meines Lebens immer stärker an Bedeutung gewonnen hat.

„Erfolg ist heute für mich, wenn ich etwas hinbekomme, ich mich dabei wohl fühle und es mir ein Gefühl von Sinn und Bedeutung gibt.“

Vielleicht bin ich von den “Erfolgreichen”, die tolle Leistungen erbracht haben, denen das auch noch viel Spaß bereitet hat, die aber dabei keine Moral und Ethik bewiesen haben, enttäuscht. Die vor allem ihre Erfolge auf den Misserfolgen Anderer aufgebaut haben. Die für mich einfach keine Vorbilder sind, die aber trotzdem als erfolgreiche Menschen bezeichnet werden. Vielleicht will ich einfach nicht mit diesen Menschen in den gleichen Topf geworfen werden. Vielleicht habe ich deshalb diese dritte Dimension in mein Leben (wenn es um Erfolg geht) gebracht.

Ich will gerne Leistung erbringen, ich will Dinge hinbekommen. Vor allem die Dinge – und zwar in allen Bereichen meines Lebens – für die ich eine hohe innere Motivation (Begeisterung) habe. Und ich will mich mit dem was ich tue und wer ich bin, wohl fühlen. Selbst wenn ich damit im zuvor genannten Sinn, nicht erfolgreich bin. Und ich möchte authentisch sein, moralisch und ethisch vorgehen. Ich will Sinn und Bedeutung.

Ich will einen Mehrwert für andere kreieren. Ich will auf die Natur und Umwelt achten. Ich will, wenn es um andere Menschen geht, Ehrlichkeit, Respekt, Harmonie und Kooperation erleben. Ich will auch meine Seele mitreden lassen. Auch das ist für mich Erfolg. Wenn ich auch diesen Teil von mir ausleben und erfahren kann.

erfolg haben

Photo: Photospin

Die Pflicht zum Erfolg 

Es ist für mich sehr stark spürbar, dass ich in Deutschland in einer Kultur lebe die auch will, dass ich Erfolg habe. Es ist also nicht nur ich der Erfolg will, es gibt auch Andere die wollen dass ich erfolgreich bin. Und dieser Druck der Anderen fühlt sich manchmal schon wie eine Pflicht an. Die Pflicht erfolgreich zu sein.

Es beginnt bei meiner Bank von der ich für meine Investitionen Kredite bekommen habe. Meine Bank will, und sie besteht auch darauf, das ich in dem was ich beruflich mache, ERFOLGREICH bin. Unsere Mitarbeiter/innen möchten, dass ich mit unserem Unternehmen Erfolg habe. Denn nur so können sie jeden Monat ihre Gehälter erhalten und einen sicheren Arbeitsplatz haben.

Mein stiller Partner, der deutsche Staat (vertreten durch das Finanzamt), möchte das ich allem was ich mache Erfolg habe. Denn nur dann kann ich Steuern bezahlen.

Diese Liste kann man natürlich noch weiter ausbauen. So viele Menschen und Institutionen möchten, das ich und mein Unternehmen, auch weiterhin erfolgreich sind. Zuerst einmal spricht nichts dagegen, dass die Kultur um mich herum will, dass ich erfolgreich bin. Doch es kann auch negative Folgen haben.

Erfolg kann entarten – wenn die Karotte zur Peitsche wird

Zum Beispiel kann diese “Erfolgspflicht” dafür sorgen, dass der Rest unseres Lebens, dem beruflichen und finanziellen Erfolg untergeordnet wird. Was zu keiner guten Work-Life-Balance führt.

Es ist sogar so, dass viele Erfolge für uns gar nicht gut sind. Nämlich die Erfolge, die dafür sorgen, das wir nicht mehr lachen. Das wir mehr Stress als Lebensfreude erfahren. Die dafür sorgen, dass unser EGO immer größer und unser authentisches Selbst immer kleiner wird.

Dieser Erfolgsdruck kann auch dafür sorgen, dass wir bereit sind Erfolg um jeden Preis zu kreieren. Dass es keinen mehr so richtig interessiert, wie (mit welchen Mitteln) Erfolg entstanden ist. Hauptsache wir haben Erfolg. Dass wir auf einmal, auf Grund von diesem Druck bereit sind, Erfolg mit allen Mittel zu erzwingen. Dass wir nicht mehr auf uns selbst, die Anderen, die Natur, die Moral, die Gesetze und die Umwelt achten.

Ich will Erfolg. Dann sollte ich immer auch wissen, was für mich Erfolg ist – wie Erfolg für mich aussieht und wie Erfolg für mich nicht aussieht. Und ich sollte auch erkennen und wissen, zu was ich nicht bereit bin, um irgendeinen Erfolg zu kreieren.

Was ist Ihre Definition von Erfolg?