Man hört immer wieder wie wichtig Perfektion ist. Köche, Herzchirurgen, Uhrenmacher, Schmuckdesigner, Piloten, Software-Programmierer und viele anderen Berufe betonen immer wieder die Wichtigkeit von Perfektion. Und in vielen Bereichen stimme ich dem 100% zu.

Doch wenn man etwas genauer hinsieht, dann kann man etwas sehr sehr Interessantes erkennen, dass nämlich genau dieses Konzept, für die meisten von uns, eines der größten „Erfolgsverhinderer“ in unserem Leben darstellt.

Das ist natürlich schon eine sehr extreme Behauptung. Doch sie beruht auf sehr eindeutigen Fakten.

Fakt #1: Perfektion ist eine Illusion

Es ist ein mentales Konstrukt, das wir für uns und unser Leben kreiert haben 

Es ist etwas, das nie erreicht werden kann. Denn es ist vergleichbar mit dem Horizont, den man ebenfalls nie erreichen kann. Es ist eine Vision für eine Zukunft die man, ganz gleich wie lang und hart man daran arbeiten wird, nie erreichen kann.

„Perfektion existiert nicht. Das zu verstehen, ist ein Sieg menschlicher Intelligenz. Zu erwarten Perfektion zu besitzen, ist die gefährlichste Form von Verrücktheit.“
Alfred de Musset (1810 – 1857) französischer Schriftsteller

Fakt #2: Wir verlieren viel zuviel Zeit damit

Wir  kommen immer zu spät an. 

Für die meisten von unseren Tätigkeiten ist die Realität die: die ersten 80% von Etwas können wir in der der Regel sehr schnell (in 2 Stunden – 2 Tagen – 2 Wochen – 2 Monaten) erreichen. Aber die restlichen 20% können Jahre oder gar Jahrzehnte dauern.

Wir können Jahre damit verbringen, um Dinge fast perfekt hinzubekommen. Wenn wir viel Zeit haben dann ist das sicherlich eine gute Strategie. Doch meisten haben wir heute nicht mehr so viel Zeit. Heute ist es wichtiger der Erste zu sein, auch wenn es noch nicht perfekt ist. Chancen und Märkte existieren nur für eine immer kürzer werdende Zeitperiode.

Fakt #3: Perfektion hält uns zurück 

Perfektionismus kann dafür sorgen, dass wir:

  • Wichtiges immer wieder aufschieben (nie starten) oder
  • zu früh aufgeben

In beiden Fällen werden wir uns mit diesem Erlebnis nicht sehr gut fühlen und gleichzeitig auch noch Vertrauen verlieren.

Perfektion zerstört nicht nur Lebensqualität, es raubt auch Energie, Lebensfreude und Vertrauen. Es kann uns zurückhalten und uns sogar sehr krank machen. Und es ist eine der besten Möglichkeit, ein für uns wichtiges Ziele nicht zu erreichen. Es verhindert, dass wir Fortschritte machen, dass wir uns weiter entwickeln, lernen und immer besser werden können.

„Warten Sie nicht bis alles perfekt ist. Es wird nie perfekt sein. Es wird immer Herausforderungen, Barrieren und nicht so perfekte Situationen geben. Das macht aber nichts. Beginnen Sie es jetzt. Mit jedem Schritt den Sie unternehmen, werden Sie stärker, fähiger, selbstsicherer und erfolgreicher werden.“ Mark Victor Hansen, Autor der Hühnersuppen Serie

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Photo: Photospin.com

Perfektion versus Exzellent sein! 

Ich möchte noch auf einen wichtigen Unterschied eingehen, bevor ich Ihnen meine besten Strategien aufzeige, wie Sie besser mit Perfektion umgehen können.

Es ist wichtig zu erkennen, dass es einen sehr klaren Unterschied zwischen, Perfektion und Exzellent oder Außergewöhnlich sein, gibt. Perfektion, ist eine Illusion und Ideal, dass nie erreicht und auch nie genau gemessen werden kann.

Exzellent, oder außergewöhnlich, oder überragend zu sein hingegen ist etwas, dass wir nicht nur erreichen sondern auch sehr gut messen können.

Ich kann z.B. im Verkauf nie perfekt sein. Aber ich kann überragend, oder außergewöhnlich gut sein. Denn ich kann mich mit anderen Verkäufern vergleichen. Wie stehe ich im Vergleich zu den anderen Verkäufern im Team, Unternehmen, in meiner Industrie?

Wenn ich hier feststellen kann, dass ich, im Vergleich zu mehr als 51% der anderen Verkäufer, mehr Abschlüsse und höhere Umsätze generiere, dann weiß ich, dass ich im Verkauf außergewöhnlich gut bin.

„Ich achte ganz bewusst darauf, exzellent zu sein, nicht mit Perfektion zu verwechseln. Exzellent sein kann ich realisieren, Perfektion bleibt Gott überlassen.“ Michael J. Fox, Schauspieler

Meine 3 besten Strategien, um sich von Perfektion zu trennen  

In meiner täglichen Arbeit habe ich drei fantastische Konzepte und Vorgehensweisen gefunden, wie Sie das Thema Perfektion hervorragend und sehr einfach lösen können.

Strategie #1:  Trennen Sie sich von Perfektion und fokussieren Sie sich vor allem auf „Fortschritte“ 

Leben und arbeiten Sie, so wie ich das schon seit mehr als einem Jahrzehnt tue, nach dem Motto: „Fortschritt, nicht Perfektion“.

Dieses Denkmodell wird Ihnen helfen, Ihre Kraft, Energie, Motivation und Ihr Selbstvertrauen beständig und ganz natürlich hoch zu halten.

„Der erste Pfannkuchen den wir machen verbrennt in der Regel. Machen Sie weiter und kreieren Sie Fortschritte und erwarten Sie keine Perfektion. Das Geheimnis ist ernsthaftes trainieren.“

Fortschritte bewusst erkennen

Ich habe mir angewöhnt, täglich, am Ende vom Tag, mir bewusst zu werden, welche Erfolge und Fortschritte ich an diesem Tag gemacht habe. Ich nutze hierfür mein Erfolgs- und Dankbarkeitsjournal.

Nicht in das Loch fallen! 

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Wenn ich mit Zielen arbeite, beginnt alles mit dem Moment, indem ich mir ein neues Ziel setze – das ist die Ausgangssituation, oder der Anfang (A).

Dann beginnt meine Reise. Auf dieser Reise hin zu meinem Ziel, werde ich immer wieder Zwischenstationen erreichen. Z.B. werden ich nach drei Monaten eine neue gegenwärtige Realität (GR) erreicht haben. Nach sechs Monaten wieder eine neue, nach 12 Monaten wieder eine andere, und so weiter, und vielleicht bin ich dann in 36 Monaten am Ziel (Z) angekommen.

Wenn ich wissen will wie gut und erfolgreich ich bisher war, dann muss ich aufpassen, dass ich nicht in „das Loch“ falle. Ich falle dann in das Loch, wenn ich mich von der gegenwärtigen Realität (GR) nach vorne orientiere.

Wenn ich das tue, dann werde ich feststellen, dass ich NOCH NICHT angekommen bin. Das ich immer noch sehr sehr sehr weit weg von meinem Ziel bin. Diese Realisierung kann einen schon sehr stark demotivieren, Vertrauen und auch Energie rauben. Das messen am Ziel – dem Ideal – führt sehr schnell zum Gefühl versagt zu haben.

Die sehr viel hilfreichere Vorgehensweise in diesem Moment ist die, dass ich von  „GR“ zurück nach „A“ blicke. Und mich dann nur damit beschäftige, was in dieser Zeit (von A bis GR) besser geworden ist, welche Fortschritte ich in dieser Zeit (in Bezug auf mein Ziel) gemacht habe. Diese Fortschritte sind zum einen real und zum anderen auch messbar.

Zurück blicken, um die Fortschritte zu erkennen die wir gemacht haben, ist eines der besten Vorgehensweisen, um unsere Vertrauen und Energie in unsere Fähigkeiten und in unser Ziel, kontinuierlich hoch zu halten. 

Das Ziel, das Tolle, das Großartige hat natürlich eine wichtige Funktion. Denn es ist das, was uns Inspiration und Motivation gibt. Visualisieren Sie deshalb täglich diese tollen Ziele. Denken Sie immer wieder über Ihre Ziele nach, um sich so Inspiration zu holen und Ihre kreativen Ressourcen zu entwickeln. 

Aber dann, um auf der Reise hin zu Ihren Zielen, Ihrer Selbstvertrauen und Ihre Energie beständig hoch zu halten, blicken Sie immer von GR nach A zurück.

Fortschritte sind so hilfreich, weil sie:

  1. messbar sind
  2. unser Vertrauen und unsere Energie hoch halten
  3. uns erlauben Momentum zu kreieren
  4. uns helfen, immer besser werden zu können

Strategie #2: Das 80% Konzept 

Die Praxis hat gezeigt, dass die meisten von uns, bei dem was wir so tun, keine Perfektion benötigen. Ich brauche in meiner Arbeit als Trainer und Coach keine Perfektion. Ich möchte sicherlich, bei dem was ich tue, exzellent/überragend gut sein. Aber Perfektion ist für mich kein Thema mehr.

Ich möchte vielmehr mit dem was ich tue, einen Beitrag leisten, dass bei Ihnen etwas Neues, Besseres, Leichteres, Schöneres, Größeres entstehen kann. Und darin möchte ich gerne außergewöhnlich gut sein. Das ist ein Ziel, was ich durch ersthaftes und bewusstes trainieren“ auch erreichen kann.

Brauchen Sie, bei dem was Sie die meiste Zeit über tun, Perfektion? Muss tatsächlich jedes Gespräch, jede Email, jede Besprechung, jede strategische Planung perfekt sein? Können Sie nur dann erfolgreich sein, wenn Sie immer 100% perfekt etwas tun?

In meinem Podcast wurde schon mehrere Mal das Buch Lean Startup: Schnell, risikolos und erfolgreich Unternehmen gründen empfohlen. Dort wird das Konzept vom „Minimum Viable Product“ vorgestellt. Damit ist gemeint, nicht sofort ein perfektes Produkt auf den Markt bringen zu wollen, sondern zuerst mit einem Produkt anzufangen, dass nur den Mindestanforderungen entspricht (80% der Erwartungen erfüllt), um dann dieses Produkt mit Hilfe der Kunden weiter zu entwickeln und zu verbessern, bis dann irgendwann die 100% vielleicht erreicht werden können.

Ich denke, Sie und ich müssen in der Tat nicht alles sofort und immer gleich 100% richtig machen können. In der Regel reichen schon 80% aus. Manchmal sogar noch weniger. Sehr viel wichtiger als alles gleich perfekt zu können, ist überhaupt aktiv zu werden.

Sie werden erstaunt sein, wie oft 80% schon ausreichen, um wirklich tolle Resultate zu kreieren. Und Sie werden auch feststellen, dass bei vielen Dingen und Projekten alle zusätzlichen Arbeiten oder Aktivitäten (die über 80% hinausgehen) zu keinen sehr viel besseren Resultaten führen werden.

Die 80% können wir alle sehr gut und schnell hinbekommen. Vielleicht schon in ein paar Stunden, Tagen oder Wochen. Also fangen Sie an sich vor allem auf diese 80% zu fokussieren.

perfektionStrategie #3: Das 80% Stärkenteam-Konzept 

Hier handelt es sich um eine Kombination von dem zuvor genannten 80% Konzept mit dem Stärkenteam-Modell.

Eine Aufgabe oder Projekt wird bei dieser Vorgehensweise mindestens zwei Mal an andere in einem Stärkenteam weitergegeben.

Sie haben ein wichtiges Projekt vor, oder wollen ein wichtiges Ziel erreichen. Sie würden nun wie folgt vorgehen:

Schritt 1: Person 1 startet, indem sie gemäß ihren Stärken, die ersten 80% der Arbeiten, die für dieses Projekt / Ziel notwendig sind, macht.

Schritt 2: Die restlichen 20% gehen nun an Person 2, die in den noch offenen Aktivitäten eine besondere Stärke besitzt. Diese zweite Person wird nun wieder von diesen 20% sofort die ersten 80% machen. Jetzt sind schon 96% der Arbeiten gemacht.

Schritt 3: Die 20%, die nach dem zweiten Schritt noch übrig sind, werden jetzt an eine dritte Person weitergegeben, die in den jetzt noch offenen Aktivitäten eine besondere Stärke besitzt, und wieder davon nur 80% macht. Damit sind dann insgesamt 99,3% der Arbeiten gemacht.

Auf diese Art und Weise kann mann, natürlich nur in Kombination mit einem Stärkenteam, sehr schnell, indem einfach nur 3 Personen 80% der Arbeiten machen, sehr schnell tolle Resultate erzielen und gleichzeitig auch enorm produktiv sein.

Wie gehen Sie mit Perfektion um?