Neue Verhalten kreieren, scheint nicht immer so leicht zu sein, wie wir uns das wünschen. Und doch gibt es vier einfache Schritte, die uns genau dabei helfen können.
Mann geht davon aus, dass nur etwa 5-10% unserer täglichen Verhalten (Gewohnheiten) uns bewusst sind. Die anderen 90-95% sind uns nicht bewusst – finden ganz automatisch statt.
Das bedeutet, dass wir in der Regel „Etwas“ oder „Jemanden“ brauchen, das uns dabei hilft bewusst zu werden, was wir das gerade „automatisch“ (für uns unbewusst) machen. Das „Etwas“ oder der „Jemand“ kann eine Krise, ein bestimmtes Gefühl, unsere Intuition, ein Coach, ein Freund etc. sein.
Dieser Wert von 5-10% kann natürlich auch anders – ohne fremde Hilfe – erhöht werden. Indem wir uns eine Sache angewöhnen: nämlich tägliche „Denkzeit“ zu nehmen.
Das wir immer wieder, 2 bis 3 Mal am Tag für jeweils 10 bis 15 Minuten, in unsere „Ich-für-mich-alleine-Zone“ eintreten. Das diese Denkzeit ein fester und natürlicher Bestandteil unseres Tages wird.
Vielleicht in die Morgenroutine einbauen? Oder am Vormittag oder Nachmittag eine Pause einlegen, um zu entspannen und wieder „denken“ zu können.
Die Struktur menschlichen Verhalten besser verstehen
Drei Dinge sollten wir verstehen:
- Die meisten unserer Verhalten finden „automatisch“ statt. Also ohne unser bewusstes Denken und bewusstes Zutun. Wir verhalten uns hier wie in Hypnose – sind im Autopiloten.
- Aber alle diese automatischen Verhalten haben wir irgendwann einmal „bewusst“ gelernt und verinnerlicht. Und hierbei ist es egal, warum wir uns dieses Verhalten angewöhnt und verinnerlicht haben. Ob es auf Grund von Erziehung, soziale Normen, Logik oder irgendwelchen Emotionen stattgefunden hat. Fakt ist, wir mussten ganz klare Stimulierung / Input erhalten haben. Und damit es dann am Ende auch innerlich „hängen“ bleibt, braucht es eine Vielzahl an Wiederholung dieser Stimulierungen.
- Auf Grund dieser Stimulierungen – die beständig wiederholt wurden – entsteht eine mentale Überzeugung (Glaube). Ein Denksystem entsteht. Wir „glauben“ jetzt, so muss es sein, so sollte ich mich auch in Zukunft immer verhalten. Denksysteme bestimmen jetzt mein zukünftiges Verhalten, dass ich in Zukunft ganz automatisch, mich in ganz bestimmten Situationen immer wieder gleich verhalte.
Und dann, wenn ich auch noch eine Belohnung / Bestätigung für mein „automatisches“ Verhalten erhalte oder wahrnehmen kann, dann festigt (bestätige) ich dadurch dieses automatisches Verhalten. Mache also weiter damit.
Das ist ein wirklich sehr sinnvolles Konzept, was sich die Evolution da für uns Menschen ausgedacht hat. Es hilft uns folgendes zu tun: etwas ganz bewusst durch tun zu lernen, es durch Wiederholung zu verinnerlichen, um es dann immer wieder (für den Rest meines Lebens) automatisch anwenden zu können. Einmal erlernen, um es dann immer wieder anwenden zu können. Das spart dem Gehirn sehr viel Denkzeit und Energie.
Was bedeutet das in der Praxis?
Wenn ich etwas in meinem Leben verändern will, dann sollte ich lernen wie es möglich ist, meinen eigenen „Autopiloten“ zumindest temporär auszuschalten oder zu unterbrechen. Und das kann jeder natürlich.
Damit das in der Praxis auch sehr gut funktioniert braucht es vier Dinge:
Schritt 1: Motivation. Ich brauche ein Motiv. Ich brauche ein WARUM? Warum will ich etwas tun, etwas verändern etc? Was vor allem eines bedeutet, mir bewusst zu machen, welchen Nutzen ich davon habe, dass ich das hinbekomme.
Schritt 2: Entscheidung treffen. Das ich das jetzt auch tun werde, für was ich eine Motivation habe. Ein Ziel wird definiert. Es erhält eine Priorität – ich bin bereit, vielleicht andere Dinge in dieser Zeit aufzugeben oder zu reduzieren. Ich übernehme „Eigenverantwortung“ und „Leadership“.
Schritt 3: Bewusstsein schaffen. Aus der Hypnose aufwachen. Bewusst erkennen und wahrnehmen, wenn ich wieder das „alte Automatische“ tun möchte (oder getan habe), um dann bewusst das zu stoppen, um dann bewusst das „Neue“ zu tun.
Das geht am besten, wenn wir mehrmals am Tag kleine „Denkpausen“ einlegen. Zeit, um in Ruhe reflektieren zu können (ich in meiner „Ich-für-mich-alleine-Zone“ bin).
Schritt 4: Wiederholung vom Neuen. Immer wieder (anfänglich bewusst) mit Hilfe von Erinnerungen (in Terminplaner eintragen) oder feste Routinen für meinen Tagesablauf kreieren. Das Neue zum festen Bestandteil meines Tages machen.
Der Weg sieht wie folgt aus:
Von „IN HYPNOSE SEIN“
über „AUFWACHEN / BEWUSST WERDEN & TUN
zu „WIEDER IN HYPNOSE SEIN“
Was uns hier vielleicht Angst macht
Die größte Angst die die meisten Menschen vielleicht bei diesem Thema haben ist die, dass Sie denken, dass sie sich selbst, Ihre Persönlichkeit, „verlieren“. Das sie nicht mehr sie selbst sind, wenn sie dauern oder regelmäßig etwas in ihrem Leben verändern.
Nun ich kann uns alle hier beruhigen. Unser wahrer authentischer Kern geht nie verloren. Ich bin immer noch der gleiche, liebevolle, freiheitsliebende Mensch, der ich schon immer wahr.
Was ich jedoch verändert habe ist, dass ich z.B. bei einem Fehlschlag nicht mehr so schnell ausflippe. Ich habe also nur eines gemacht. Ein belastendes „automatisch“ stattfindendes Verhalten erkannt und bewusst verändert. Nicht weil ich es muss. Sondern, weil ich für mich eine Motivation gefunden haben, das zu tun.
Um dann am Ende ein neues „automatisch“ stattfindendes Verhalten zu kreieren, das mir gut tut und für mich hilfreicher ist als mein altes Verhalten.
Ich tue also nicht meine Persönlichkeit aufgeben oder verändern, sondern verbessere meine Lebensqualität mit einem anderen, hilfreicheren Verhalten.
Ein kleines Beispiel aus meinem Leben
Neue Verhalten sich angewöhnen kann man sehr gut immer wieder selbst üben. Auch ich mache das immer wieder sehr gerne.
Hier ein Beispiel aus meinem Leben. Ich gehe jeden Morgen mit meinen beiden wunderbaren Hunden 60 Minuten im Wald spazieren.
In der Regel gehe ich dabei den gleichen Weg durch den Wald. Dadurch, dass ich das schon mehrere Jahre mache, ist ein automatisches, „hypnotisches“, oder unbewusstes Verhalten entstanden. Nämlich immer den gleichen Weg zu gehen.
Hier ist ein Bild vom „normalen“ Pfad denn ich, ohne darüber nachzudenken, automatisch (also wie in Hypnose) jeden Morgen gehe.
Ich denke also, während ich morgens durch den Wald gehe, nicht mehr über den Weg nach den ich gerade gehe. Ich gehe ihn ganz „automatisch“ – wie in Hypnose.
Das spart meinem Gehirn natürlich sehr viel Energie, die ich z.B. für andere Dinge verwenden kann. Ein tolles Konzept.
Aber gleichzeitig entsteht auch ein „VORURTEIL“. Und dieses Vorurteil lautet: „Das ist der richtige (einzige, beste, leichteste, schönste …) Weg.“
Nicht weil das die Wahrheit ist. Sondern weil ich nicht mehr darüber bewusst nachdenke, was ich da jeden Morgen mache. Und das birgt die Gefahr, dass ich mir dann irgendwann nicht mehr vorstellen kann, dass es auch noch andere Möglichkeiten und Wege geben kann.
Und das ist das „gefährliche“ an diesem Konzept. Wir gehen wie in Trance, in Hypnose, durch den Tag und unser Leben.
Doch ich war motiviert, einen Selbsttest durchzuführen. Solche Selbsttest mag ich sehr. Ich bin immer sehr neugierig, wenn es um Themen der Persönlichkeitsentwicklung geht. Ich will wissen, ob es geht. Also habe ich auch eine große Lust und Motivation, solche Dinge praktisch umzusetzen.
Also entschied ich mich, etwas auf meinem „hypnotischen“ Spaziergang zu verändern. Ich entschied mich an einer bestimmten Stelle auf meinem Spaziergang, einen neuen Weg zu gehen.
Von den zuvor genannten 4 Schritten, hatte ich die ersten beiden Schritte durchgeführt. Ich hatte mir ein klares und spezifisches Ziel gesetzt und ich hatte eine sehr klare und bewusste Entscheidung getroffen, etwas bewusst zu verändern.
Bewusstsein kreieren
Nun setzte ich Schritt 3 um. Ich fing an, BEWUSSTSEIN zu kreieren. Mein neues Verhalten bewusst zu planen. Aufzubrechen aus meinem automatischen Verhalten. Aufzuwachen aus meiner Hypnose.
Praktisch bedeutete das, ich nahm mir Zeit am Morgen, um meine morgendliche Spaziergänge, mir mental vorzustellen (also zu „visualisieren“). Ich stelle mir mental vor, dass ich an dieser einen Stelle des Weges, einen neuen Pfad gehen würde.
Ich hoffte also nicht einfach nur, dass es irgendwie funktionieren würde. Ich hoffte nicht, dass ich mich in dem Moment, wenn ich an diese Stelle im Wald vorbeikam, ich mich hoffentlich daran erinnern würde, den neuen Pfad zu kreieren.
Ich kümmerte mich aktiv darum „bewusster“ das Neue zu kreieren und „bewusster“ meinen Spaziergang zu machen. Ich ging bewusster spazieren, was mir dann auch half, bewusst, als ich an diese Stelle im Wald kam, einen neuen Weg zu gehen. Hier auf dem nachfolgenden Bild mit dem rotem Pfeil markiert.
Ich denke, erst wenn ich mich auf etwas gut vorbereite, und wenn ich das, was wichtig und notwendig ist, auch gut plane, erst dann kann ich auch gerechtfertigterweise erwarten, dass ich es auch hinbekommen werde.
Jetzt ging es nur noch um Schritt 4. Einen neuen Automatismus zu kreieren. Einfach nur durch „banale“ Wiederholung. Also immer dann, wenn ich an diese Stelle kam, den linken Weg zu gehen.
Es gibt verschiedene Theorien, wie viele Wiederholungen notwendig sind, bis ein neues Verhalten automatisiert wird. Die einen sagen es bedarf 70 Wiederholungen (vom Neuen). Andere gehen davon aus, dass es 21 – 28 Tage der Wiederholung bedarf.
In jedem Fall bin ich mir in einem sicher, es braucht ganz eindeutig mehr als nur 1, 2 oder 3 Wiederholungen. In glaube an die 21-28 Tage Formel. In dieser Zeit brauche ich ein „bewusstes“ erinnern, das Neue „bewusst“ zu tun.
Und dann, wenn der neue Weg Teil meines Autopiloten geworden ist, fühlt es sich auch ganz normal und natürlich an, ganz automatisch, an dieser Stelle im Wald, den linken Weg zu gehen. Jetzt braucht es auch kein bewusstes Denken mehr. Ich gehe ganz automatisch hier links.
Übrigens, seit ich diesen zweiten Weg an dieser Stelle im Wald kreiert habe, nutzen auch andere Menschen ihn. Ich habe, ohne das es Ihnen und mir bewusst war, eine zweite Möglichkeit kreiert.
Welche automatischen Verhalten würden Sie gerne verändern wollen?