Am besten hören Sie sich zur Einstimmung zuerst diese kurze Audioaufnahme zum Thema Stärkenmodell von mir an. Podcast: Play in new window | Download Subscribe: Apple Podcasts | RSS
Heute schreibe ich über eines der für mich wichtigsten Themen für Menschen, die beständig erfolgreich Top-Resultate kreieren wollen. Das Stärkenmodell. Es stellt für mich eines der 5 elementaren Eckpfeiler für meine Arbeit als Trainer und Coach dar. Es ist eines der größten Potenziale, dass wir alle besitzen.
Hier sind die anderen vier Eckpfeiler, auf die ich noch jeweils in einem ganz eigenen Beitrag eingehen werde. Es sind: authentische Ziele und Visionen haben, effektives Aktivitäten-Management (Persönliche Produktivität), das Anti-Zeitmanagement und bewusstes Selbst-Leadership.
Was genau ist das Stärkenmodell?
Es geht davon aus, dass wir primär (80% unserer Zeit) nur noch die Dinge tun sollten, die wir besonders gut können. Die unseren ganz besonderen Stärken entsprechen. Und alles Andere – also die Dinge, die wir nicht sehr gut können – sollten wir gar nicht mehr tun. Diese Dinge sollten wir an die abgeben (delegieren), die darin eine Stärke besitzen. Dadurch machen wir unsere Schwächen bedeutungslos.
Die drei wichtigsten Prämissen des Stärkenmodells sind:
- Mit unseren Stärken können wir am schnellsten, die besten Resultate kreieren.
- Wir sollten primär die Dinge tun, die unseren Stärken entsprechen.
- Schwächen sollten nicht trainiert werden. Sondern wir sollten es an die Person übergeben, die genau darin eine Stärke besitzt.
Einer der Gründe, warum sehr erfolgreiche Menschen so erfolgreich sind ist der, dass sie vor allem das tun, was sie auch können und den Rest von anderen übergeben, die das besser können als sie selbst.
Wo kommt das Stärkenmodell her?
Peter Drucker schrieb schon 1966 davon, dass effektive Führungskräfte auf Stärken aufbauen. Ihre eigene Stärken und die von ihren Vorgesetzten, Kollegen und Untergebenen.
1987 schrieb Davind Cooperrider, der das Konzept von „Appreciative Inquiry“ entwickelt hat, sich mehr auf das zu fokussieren was funktioniert und nicht auf das was nicht funktioniert.
Gallup Organisation schrieb sogar ein ganzes Buch darüber die eigenen Stärken zu finden. Ebenso Charles Rapp (1997 – The Strength Model). Es gibt sogar Stärken-Test wie Myers-Briggs oder Kolbe Index.
Bei Toyota müssen alle neuen Führungskräfte ein dreitägiges Training besuchen, in dem es darum geht, die Stärken bei Ihren Mitarbeitern zu entdecken. Bei Yahoo müssen alle neuen Führungskräfte eine Online-Survey teilnehmen, in der ihre Talente und Stärken gemessen werden.
Was spricht für das Stärkenmodell?
- Sie können sehr viel mehr Sie selbst sein und mehr von dem tun, was Sie lieben und können
- Sie sind sehr viel produktiver und kreativer
- Sie kreieren schneller bessere Ergebnisse und Resultate (mit Ihren besonderen Stärken können Sie sehr viel schneller und leichter „überragend & bemerkenswert“ – sogar Weltklasse sein)
- Sie kreieren mit Ihren Stärken den größten Mehrwert für sich und andere (unser Team, interne und externe Kunden)
- Wenn Sie die meiste Zeit mit den Dingen verbringen, die Sie sehr gut können, dann habe Sie in der Regel auch eine sehr hohe natürliche (intrinsische) Motivation.
- Es gibt Ihnen mehr Selbstvertrauen (Sie tun mehr von den Dingen, die Sie können und lieben)
Das Stärkenmodell funktioniert aber nur dann, wenn:
- Es in der Tat auch so ist, dass wir alle (jeder von uns) ganz besondere Stärken besitzen.
- Sie Ihre besonderen Stärken bewusst kennen
- Sie Ihre Stärken bewusst weiter zu stärken – zu entwickeln. So wie jede andere Fähigkeit, muss man auch die eigenen Stärken durch Training und Übung stärken (bewusst auf- und auszubauen).
- Sie auch die Möglichkeit bekommen, jeden Tag vor allem die Dinge zu tun, die Ihren Stärken entsprechen.
Gehen wir Stück für Stück vor. In diesem ersten von drei Beiträgen zum Stärkenmodell, gehe ich mehr auf die Struktur und das Konzept des Stärkenmodells ein. In den beiden anderen zukünftigen Beiträgen, zeige ich Ihnen genau auf, wie Sie dieses Modell für sich selbst und für Ihr Team bewusst nutzen und in der Praxis erfolgreich umsetzen können.
Besitzt jeder Mensch besondere (einzigartige) Stärken?
Ja, es gibt hierfür genügend Beweise die dafür sprechen, das jeder Mensch von Geburt an eine Kombination an Talenten, Interessen und Fähigkeiten besitzt, die absolut einzigartig sind.
Was aber für sehr viele Menschen zutrifft ist die Tatsache, das sie ihre ganz besonderen Stärken und Talente nicht kennen (bei sich wahrnehmen). Und dadurch natürlich diese Stärken auch nicht bewusster in ihrer täglichen Arbeit oder zur Erreichung ihrer Ziele nutzen können. Oder manchmal auch denken, dass wir gar keine Stärken besitzen.
Es herrscht immer noch ein zu starker Fokus auf unsere Schwächen
Ein weiteres Hindernis das Stärkenmodell bewusster in unser Leben und Arbeit zu integrieren stellt der Fokus auf unsere Schwächen dar. Im Erkennen unserer Schwächen sind wir meistens auch sehr viel besser. Ein Grund warum wir hierin so gut sind, hat damit zu tun, dass die Beseitigung von Schwächen ein wichtiger Schwerpunkt in unserem Bildungswesen sowie im Aus- und Fortbildungsbereich ist.
Wir gehen oftmals auf einen Kurs, weil wir merken, dass wir irgendetwas nicht besonders gut können. Oder in einem Personalgespräch werden bestimmte Schwächen angesprochen um dann ein Trainingsplan zu erstellen, um diese Schwächen Stück für Stück zu beseitigen.
Das klingt vernünftig. Doch aus einer Schwäche wird nie eine Stärke werden. Selbst wenn man noch solange und noch so viel trainiert und übt. Aus einer Schwäche kann durch viel Training sicherlich eine „Durchschnittliche Fähigkeit“ entwickelt werden. Aber das dauert und ist für alle beteiligten nicht immer ein schönes und motivierendes Erlebnis.
Das Stärkenmodell hat noch nicht die Mehrheit der Manager und Führungskräfte erreicht, wie eine Umfrage von Gallup aufzeigt.
Frage: Was ist wichtiger für den Erfolg, sich auf die eigenen Stärken zu fokussieren? Oder die eigenen Schwächen auszumerzen? Antwort: Etwa 40% sagen sich auf Stärken fokussieren und 60% Schwächen loszuwerden.
Quelle: Gallup
Die gute Nachricht ist jedoch, dass immerhin 40% die enormen Vorteile und Nutzen des Stärkenmodells erkannt haben.
Ein weiteres Hindernis ist die Überzeugung, dass wir mehr von unseren Schwächen und Fehlern lernen können als von unseren Erfolgen. Deshalb glauben wir immer noch, wenn wir herausfinden, warum etwas schief gegangen ist, und wir das beseitigen können, dann wird sich automatisch mehr Erfolg einstellen.
Wir haben also angefangen „unzufriedene Kunden“ zu studieren, um herauszufinden, wie man Kunden glücklich macht. Wie analysieren Krankheiten, um herauszufinden wie Gesundheit entsteht. Wir suchen nach den Gründen für Scheidungen, um so bessere Beziehungen zu kreieren. Wir untersuchen Depressionen, um so mehr über Glücklich sein zu erfahren. Doch genau diese Vorgehensweise hat sich nicht immer als sehr effektiv erweisen.
Der Grund warum die Vorgehensweise nicht funktioniert ist der: Erfolg zu kreieren bedarf oftmals einer ganz anderen Vorgehensweise als eine Niederlage/Misserfolg zu vermeiden. Beide Dinge müssen getrennt analysiert und verstanden werden. Beides bedarf unterschiedlicher Vorgehensweisen.
Wenn man wissen will was man jeden Tag in der Lage ist 80 Anrufe zu machen, sollte man nicht von denen lernen, die nach 30 Anrufen aufgeben. Sondern von denen, die beständig 80 Anrufe am Tag machen. Wen wir mehr über unsere Erfolge wissen wollen, müssen wir anfangen von unseren Erfolgen lernen. Unsere Fehler und Schwächen helfen uns hier nicht immer automatisch weiter.
Warum müssen wir unsere Stärken wieder trainieren?
Die sehr einfache Antwort ist, weil wir sie im Lauf der Zeit vergessen haben. Stärken stärken, Talente fördern und Spezialisierung (das wir nur ein paar wenige Dinge hervorragend können), ist nicht das Ziel von unserem Schulsystem. Dort geht es vielmehr um ein gutes und breites Allgemeinwissen.
Die Folge: Wir können sehr viel Dinge „durchschnittlich“ gut und gleichzeitig vergessen (verlernen) wir im Lauf der Zeit, was wir außergewöhnlich gut können.
Unsere Schwächen sind nicht unser größtes Potenzial.
Unsere Stärken sind unser größtes Potenzial.
Energie ist oftmals der limitierende Faktor, um optimal von unseren Stärken zu profitieren
Egal welche Fähigkeit wir besitzen, und das trifft auch auf unsere Stärken zu, wir können diese nicht endlos aktivieren und ausleben. Auch eine Stärke, kann nur dann effektiv und erfolgreich ausgelebt werden, wenn ich genügend Erholungspausen am Tag habe.
Alle menschlichen Fähigkeiten können durch Training und Tun kontinuierlich auf- und ausgebaut werden. So wie ein Muskel. Doch selbst der best trainierte, der größte Muskel, braucht Pausen. Wenn ein Muskel pausenlos in Anspruch genommen wird, machen wir ihn irgendwann müde. So müde, dass er gar nichts mehr tun kann. Milchsäure verhindert dann, dass wir den Muskel durch Dauernutzung „kaputt“ machen.
Wer eine Stärke darin besitzt „kreative Lösungen“ zu finden, der kann das nicht pausenlos machen. Irgendwann wird dieser Muskel „Lösungen finden“ übersäuert.
Einer der wichtigsten Hinweise ist hier der Ultradian-Rythmus. Es ist ein natürlicher menschlicher 90 Minuten-Biorythmus. Wir können uns also sehr gut für 90 Minuten auf etwas fokussieren – oder 90 Minuten unsere Stärken sehr effektiv und wirkungsvoll ausleben.
Aber dann brauchen wir eine Pause & Regeneration. Wir lange so eine Generationsphase ist hängst von der Anforderung an Sie ab. Wenn die Anforderungen an Ihre Fähigkeiten (besondreren Stärken) in den 90 Minuten nicht sehr hoch sind, dann brauchen wir auch keine so lange Regenerationsphase. Dann reichen vielleicht schon ein paar Minuten aus. Wenn wir aber extrem intensiv, an einem sehr anspruchsvollen Thema oder Aufgabe arbeiten, die wirklich alles von uns abfordert, dann brauchen wir auch eine sehr viel längere Erholungsphasen. Vielleicht 10 – 20 Minuten.
Es ist hier sehr wichtig zu erwähnen, dass Studien zeigen, dass die Dauer der Erholungsphase nicht immer so entscheidend ist. Viel wichtiger ist die Qualität. Das es wichtig ist, dass es sich immer um eine qualitativ hochwertige Erholungsphase handeln.
Ich empfehle Entspannungsübungen (siehe meinen Beitrag zum Thema Mindfulness) in diesen Erholungsphasen einzubauen. Natürlich helfen auch andere Dinge, um uns hervorragend zu regenerieren. Z.B. Musik hören, spazieren gehen, sich mit anderen über etwas (anderes als die Arbeit) unterhalten.
Das Stärkenmodell praktisch umsetzen
Ich hoffe Sie haben Lust auf das Stärkenmodell bekommen. Mich hatte das Konzept schon vor 15 Jahren so sehr beeindruckt, dass es ein fester Bestandteil meines Lebens geworden ist.
Gerne möchte ich mit Ihnen tiefer in dieses Thema vordringen. Vor allem Ihnen genauer aufzeigen, wie Sie dieses Modell für Sie und Ihr Team umsetzen können. Es geht um die folgenden vier Schritte:
Schritt 1: Wie Sie herausfinden können, was Ihre ganz besonderen Stärken sind
Schritt 2: Was Sie dann mit diesem Wissen anfangen – im Besonderen wie Sie es auf Ihre gegenwärtige Tätigkeit und Projekte übertragen und nutzen können
Schritt 3: Wie Sie Ihren ganz persönlichen „Stärkenfahrplan“ kreieren
Schritt 4: Wie Sie Andere ins Boot holen, um ein “Stärken Team” aufzubauen
Hier geht es weiter zum nächsten Beitrag, indem ich ganz spezifisch auf Schritt 1 und 2 eingehe.
Und hier geht es zum dritten Beitrag. In diesem werde Ihnen die genau Umsetzung von den Schritten 3 und 4 aufzeigen.
Wie stehen Sie zum Stärkenmodell?