„Wie kann ich meine Team am besten motivieren?“ Das ist eine Frage, die ich immer wieder höre. Deshalb möchte ich in diesem Beitrag näher auf diese Frage eingehen.

In der alten „Management-Welt“ wird von Führungskräften erwartet, das sie ihre Mitarbeiter/innen immer wieder motivieren können. Vor allem dann, wenn es darum geht bessere Ergebnisse und Resultate zu kreieren.

Doch funktioniert Teammotivation überhaupt?

Ja, sie funktioniert durchaus – aber meistens nur kurzfristig und nicht für alle. Denn in den meisten Fällen handelt es sich bei der Teammotivation um Fremdmotivation.

Und das Konzept der Fremdmotivation vermittelt allen Beteiligten immer auch ein wenig das Gefühl der Manipulation. Denn wenn es notwendig ist, dass die Führungskraft den Menschen „motivieren“ muss etwas zu tun, dann will dieser Mensch das wohl nicht wirklich tun. Dann hat dieser Mensch selbst keine Motivation gefunden es zu tun. Und jetzt versucht die Führungskraft diesen Mensch davon zu überzeugen (zu motivieren), es doch zu tun.

Und dann kommt noch dazu, dass die beteiligten Personen (die Mitarbeiter im Team sowie die Führungskräfte) irgendwann zu der Überzeugung gekommen sind, dass es vor allem die Aufgabe der Führungskraft ist, die Menschen im Team zu motivieren. Das primär die Führungskraft dafür Sorge tragen sollte, dass sich die Menschen im Team wohl, zufrieden und glücklich fühlen können.

Generell denke ich schon, dass eine Führungskraft sich mit dem Thema Teammotivation beschäftigen sollte. Die Frage ist aber, wie sollten die Führungskräfte dabei am Besten vorgehen? 

Was für mich keinen Sinn mehr macht ist, dass eine Führungskraft primär (mehr als 51% der Zeit) damit beschäftigt ist Menschen im Team, die gerade aus welchen Gründen auch immer, „de-motiviert“ sind, solange, in der Art eines „motivationsversprühenden Entertainers“ zu unterhalten und zu begeistern, bis dieser dann endlich auch wieder glücklich, zufrieden und motiviert ist.

Andere Menschen immer wieder motivieren zu müssen, ist in meiner Vorstellung kein sehr effektives, aber vor allem kein sehr nachhaltiges Konzept.

Führungskräfte sollten sich lieber damit beschäftigen, warum die Menschen im Team nicht in der Lage sind sich selbst motivieren zu können und warum es ihnen möglicherweise an „intrinsischer“ Motivation fehlt.

Führungskräfte sollten heute das Thema Motivation wieder stärker an die Mitarbeiter im Team zurückübertragen. Nicht, um sich vor dem Thema Teammotivation zu drücken, sondern um Strukturen zu kreieren, die es den Menschen im Team ermöglichen, dass sie sich selbst wieder besser motivieren können.

Die etwas bessere Vorgehensweise

Ja, es gibt ein wie ich denke sehr viel effektiveres Konzept, wenn es um Teammotivation geht: das Konzept der „Selbstmotivation im Team“. 

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Photo: Photospin

Hierbei übernimmt die Führungskraft die Aufgabe, einen Rahmen (ich nenne es eine „Spielwiese“) zu kreieren und bereit zu stellen, in dem es für den einzelnen Menschen im Team möglich ist, sich selbst motivieren zu können.

In dieser Vorgehensweise sind die zwei primären Aufgaben der Führungskraft:

  1. den Rahmen (Arbeitsumfeld/Spielwiese) bereitzustellen und
  2. nur noch die Menschen auf diese Spielwiese zu lassen, die sich darin auch ganz natürlich sehr wohl fühlen. Die, wenn sie auf dieser Spielwiese sind, eine hohe natürliche intrinsische Selbstmotivation haben.

Das Ziel von diesem Konzept ist es, mehr als Motivation anzubieten. Es geht darum, dass die Menschen, die in diesem Team arbeiten, sich inspiriert fühlen. Sie fühlen sich vor allem dadurch inspiriert, das die Aufgabe (die Arbeit, das Projekt, die Ziele) zu ihren persönlich wichtigen Werten, ihrer Begeisterung (Liebe, Interesse, Freude) und ihren besonderen Stärken (Talenten und Fähigkeiten) passen.

„Wissen (Erkenntnisse / Informationen) ist gut. Motivation ist besser. Und Liebe und Inspiration ist das für mich Ultimative.“ 

Die praktische Umsetzung vom Konzept der Selbstmotivation im Team

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Photo: Photospin

Schritt 1: Die „Richtigen“ schneller ins Team bringen

Es beginnt mit der Einstellung/Rekrutierung der Menschen ins Team. Das Ziel ist es, nur noch die Menschen ins Team zu holen, die mit dem, was sie tun werden, eine hohe intrinsische Selbstmotivation verbindet.

Die Führungskraft beschreibt im Einstellungsgespräch sehr lange und sehr ausführlich die Spielwiese. Für mich sind die drei Schwerpunkte von so einem Gespräch:

  • Sinn: Bewusst über den Sinn des Unternehmens, der Arbeit & Tätigkeit zu reden. Aufzuzeigen, das diese Arbeit Sinn und Bedeutung hat. Dem möglichen Mitarbeiter ein „Sinn-Angebot“ zu unterbreiten. Dieses Sinn-Angebot annehmen, kann aber nur der neue Mitarbeiter. Keiner kann dazu gezwungen werden. Es beruht auf Freiwilligkeit und Authentizität.
  • Werte: Detailliert über die wichtigsten Werte zu reden, die im Team/Unternehmen erwartet und ausgelebt werden.
  • Ziele: Aufzeigen, welche Ziele erreicht werden sollen und herausfinden, ob der mögliche neue Mitarbeiter, ebenfalls für diese Ziele (diese Art von Zielen), eine hohe natürlich Begeisterung (Freude/Spaß) hat. Ob er/sie ebenfalls gerne diese Ziele erreichen möchte.

Die „Richtigen“ sind die Menschen, die eine intrinsische Motivation für diese Spielwiese mitbringen. Nur sie sollten auch „Zugang“ zu dieser Spielwiese erhalten. Es geht hier vor allem darum, authentisch zu sein. Beide: die Führungskraft und der mögliche neue Mitarbeiter.

In einem Interview in der FAZ sagte der Freiburger Fussball Trainer Christian Streich am 26.08.12 folgendes: „Frage: Profisportler müssen viel investieren und auch vieles verzichten. Ist es der Sport wert, dass man seine ganze Kindheit und Jugend hineinsteckt? Macht es Sinn, fünfzehn Jahre lang jeden Tag stundenlang Schwimmen zu trainieren, um dann einmal bei Olympia Achtzehnter zu werden? Antwort: Es geht nicht ums Ergebnis, es geht nur um das, was man tut. Ob man es mit Freude tut, mit Leidenschaft in alle Richtungen … Es geht darum, wie man die Zeit ausfüllt … man hat eine Befriedigung hinterher, wenn man weiß, es ist etwas passiert, es hat sich etwas entwickelt. Wir möchten es spannend haben miteinander.“

Schritt 2: Für die, die „richtig“ für das Team sind, alle vorhandenen „De-Motivations-Faktoren“ aktiv zu beseitigen

Auch hier kann die Führungskraft eine sehr wichtige und aktive Rolle spielen. Nämlich alle wichtigen Störungen & Hindernisse, die dafür sorgen, dass die Menschen im Team sich selbst motivieren können (sich motiviert zu fühlen), zu beseitigen.

Hier geht es also primär darum, im Team eine Kultur/Umfeld zu kreieren, in der es für den Einzelnen möglich ist jeden Tag in seiner Tätigkeit Spitzenleistung zu erbringen und sich wohl zu fühlen.

Nachfolgend sind 7 Dinge, die eine Führungskraft tun kann: 

  1. Die Menschen da im Team einsetzen (Aufgaben, Projekte, Tätigkeiten), wo sie ganz natürlich eine hohe Begeisterung haben. Wenn sie vor allem das tun, was sie besonders interessiert (intellektuell und emotional). Wenn sie das tun können, was sie lieben und mögen.
  2. An Zielen arbeiten, für die alle eine hohe natürliche Begeisterung, Lust, Freude, Sinn und Neugierde haben – die Verstand und Herz ansprechen. Ziele sollten am besten gemeinsam im Team erarbeitet und festlegt werden. Durchaus auch gerne GROSSE Ziele festlegen. Denn größere Ziele sind sehr viel motivierender als kleinere.
  3. Menschen da einsetzen, wo sie ihre ganz besonderen Stärken und Talente ausleben können. Dass Menschen vor allem jeden Tag das tun können, was sie besonders gut können. Das ist nachweislich eines der besten Wege, um ganz natürliche intrinsische Motivation in Menschen zu aktivieren.
  4. Menschen kontinuierlich entwickeln und fördern. Hilfreiche und sinnvolle Aus- und Weiterbildung und Karrierechancen anbieten. Andere stark machen, Ihnen Zeit und Aufmerksamkeit geben. So fühlen sie sich wichtig.
  5. Das Menschen für Geleistetes auch Anerkennung erhalten (Wertschätzung). Der vielleicht stärkste Wunsch des Menschen ist der, „bedeutungsvoll“ zu sein (geliebt und akzeptiert zu sein). Wir alle setzen uns gerne und stark für etwas ein, wenn wir wissen und erfahren, das wir wichtig sind und ernst genommen werden. Wer sich anerkannt und wichtig fühlt, ist immer auch stark motiviert. Hier können Führungskräfte etwas ganz einfaches und extrem effektives tun: Menschen, für erbrachte Leistung (beim Erfolg erwischen) sofort loben. Führungskräfte sollten unbedingt aktive „Goodfinder“ sein.
  6. Respektvoller und fairer Umgang mit allen im Team. Hierzu gehört auch eine faire und gerechte Entlohnung, Anreize und Vergütung.
  7. Alle administrativen oder organisatorische Barrieren, die Menschen, die intrinsisch motiviert sind, enorm demotivieren können, auflösen und beseitigen. Auch hier kann eine Führungskraft eine sehr wichtige und aktive Rolle spielen.

Schritt 3: Alle die „falsch“ für das Team sind, schneller aus dem Team rausnehmen 

Hier gibt es natürlich klare rechtliche Regelungen, die in jedem Fall zu beachten sind. Aber abgesehen von der rechtlichen Seite, ist es für die Motivation im Team wichtig, alle die, die nicht in der Lage sind, die Spielwiese (auf der sie sich befinden) zu wertschätzen und sich darin wohl zu fühlen, aus dem Team herauszunehmen. Und es ist einfach Realität, dass sehr viele Menschen auf der falschen Spielwiese gelandet sind.

Ich denke, dass es für alle besser ist, dass die Integrität und Authentizität der Spielwiese beschützt wird. Und das ist zu einhundert Prozent die Aufgabe der Führungskraft.

Und zu guter Letzt noch drei kleine & doch wichtige Tips:

  1. Vorleben: Die Führungskraft sollte das, was sie von den Teammitgliedern verlangt selbst immer auch vorleben. Sollte selbst für die Ziele und Werte im Team brennen. Sollte selbst eine hohe „intrinsische Motivation“ haben. Natürlich, ehrlich, authentisch und integer bleiben. So entsteht Vertrauen.
  2. Nicht „ermahnen oder drücken“ sondern „inspirieren“ – z.B. mit Hilfe von Storytelling.
  3. Immer verstehen, dass die einzelne Person, um die es geht, ebenfalls eine sehr wichtige Rolle beim Thema Motivation spielt. Drei Fragen sind hier sehr hilfreich:
    • „Will ich motiviert sein?“ Das muss jeder Menschen selbst entscheiden.
    • „Kann ich motiviert sein?“ Ja, das geht. Da kann jeder mitwirken.
    • „Ist es für mich hier (so wie es in diesem Team zur Zeit ist / auf dieser Spielwiese) möglich, motiviert zu sein?“ Das hat viel mit den drei zuvor genannten Schritten (Selbstmotivation im Team) zu tun. Und hier kann natürlich die Führungskraft eine sehr wichtige Rolle spielen.

Wie erleben Sie das Thema Teammotivation?